Hit the road Jack!

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letztes wochenende hab ich mich mit vincent (aus Quebec) auf die indischen straßen gestürzt.
manjit, einer unserer lokalen freunde/helfer, war auf urlaub in delhi, also haben wir ihn gefragt, ob wir seinen roller nutzen dürfen. er hat es uns tatsächlich erlaubt, also haben wir uns samstag morgen auf die socken gemacht.
bevor es losging mussten wir allerdings für manjits mummy, die nur drei worte englisch spricht und glaub ich alzheimer hat ne knappe tonne weizen aus säcken in eine art silo füllen. natürlich mit der hand und die öffnung von dem behältnis wo der kram reinsollte war so hoch, dass man auf nen stuhl steigen musste. als wir damit fertig waren, zeigte sie auf eine art ölfass neben dem silo und meinte, dass muss jetz auch alles umgefüllt werden. schaufel? öffnung unten am ölfass zum weizen rauslassen? fehlanzeige. also oben das fass aufgemacht und mit den händen den weizen in nen alten zementsack geschippt um es dann in das größere behältnis/silo zu füllen. das ganze fand bei über 40 grad in einem alten schuppen statt. klar, danach mussten wir wieder duschen.

aber dann konnte es endlich losgehn! langsam haben wir den roller vom hof gerollt, damit mummy keine fragen stellt, die wir sowieso nicht verstehen. nach einigen versuchen auf der straße lief der roller dann auch. das anmachen ist das schwierigste, da es nur diesen kick-starter gibt und es einiger tricks bedarf. neben diesem problem hat der roller auch noch nen paar andere macken, er is ja auch schon recht alt.
naja, auf jeden fall waren wir grade um zwei kurven gefahren und haben die tankstelle angepeilt, da ging der roller aus (oder ich hab ihn abgewürgt, weil ich einem lkw ausweichen musste). er ließ sich auch mit keinem bekannten trick dazu überreden wieder anzuspringen. ein freundlicher inder auf dem motorrad hat circa zehn sekunden später angehalten und sich für unser problem interessiert: es war nicht genug benzin-gemisch im tank. also habe ich die extra eingepackte wasserflasche ausgepackt, die uns sowieso als reservetank dienen sollte und bin zu dem guten mann aufs motorrad gestiegen. der hat mich die 100 meter zum nächsten benzin-mann gefahren (die stehen an der straße mit nem kanister und verkaufen sprit an inder die es verpeilt haben rechtzeitig zur tankstelle zu fahren). die benzin-atze war allerdings so besoffen, dass er nicht in der lage war, ohne hilfe das benzin in die buddel zu füllen und auch das öl, das für den zweitakter, wie wir ja alle wissen, sehr wichtig ist, vergessen hat. das haben wir nämlich festgestellt, als die mechaniker von der anderen straßenseite den motor aufgemacht haben und alles mögliche überprüft haben, weil der roller immer noch nicht lief. irgendwas mit dem funken war nicht in ordnung… das interessanteste war aber, dass der mann vom imbiss gegenüber kräftig mit angepackt hat und auch kein motoröl an den fingern gescheut hat. mjam! deswegen schmecken die gemüse-nudeln so gut!

nach diesen startschwierigkeiten gings dann aber wirklich los! bestens präpariert mit zwei imaginären helmen, meinem internationalen führerschein, der kein kreuz bei motorcycles hat und der sicher zuhause im schrank liegt, meiner zerfledderten pass-kopie  und zu guter letzt einer optimalen routenplanung via „google earth-ankuck-und-einpräg“ haben wir die ersten kilometer gut gemeistert. als wir dann jedoch nach knapp 20 kilometern den markanten staudamm hinter uns gelassen hatten und auf einer kleinen straße durch die berge/hügel fuhren, wurde die straße immer mehr zur piste und als wir endlich wen zum nach dem weg fragen gefunden haben, mussten wir feststellen, dass wir irgendwo hätten abbiegen müssen. also über all den schotter und durch den sand zurück und weiter nachgefragt, so oft wie möglich. irgendwann haben wir dann den richtigen „weg“ gefunden: ein mann zeigte an einer furt in die richtung in die das bisschen wasser floss. also ging es in dem flussbett weiter. hat oft lustig gespritzt, wenn wir das rinnsal gekreuzt haben! uns kamen auch nen paar leute entgegen, da wussten wir, dass wir auf dem rechten weg waren. höhepunkt dieses abschnitts war sicherlich der kuh-kadaver, der in dem flußbett lag und bestialisch gestunken hat! (schlimmer als der hund, der die woche davor vor unserem bür0 verendet ist). einen eindruck von dem flussbett könnt ihr euch im video verschaffen.
man beachte die kuh am anfang, die alleine in der wildnis unterwegs ist. ein paar affen gibts auch zu sehen.

nach über drei stunden waren wir dann endlich wieder auf ner normalen straße und konnten die reise in höherer geschwindigkeit fortsetzen. am nächsten großen staudamm hat der polizist mich nur auf das foto-verbot aufmerksam gemacht und zum glück keine fragen gestellt, warum zwei weiße mit nem roller aus dem nachbarbundesstaat unterwegs sind…
kurz nach dem staudamm gab es wieder ein paar kleine berge zu bezwingen, da hat der gute roller auf einmal den geist aufgegeben. ging zwar immer wieder an, ging aber auch gleich wieder aus. ein weiterer netter inder namens japinder hat versucht uns zu helfen, aber mangels werkzeug kam er auch nicht weiter. mit einem seil, das wir im nächsten ort besorgt haben, hat er uns dann abgeschleppt. das seil wurde um die lenksäule des rollers gebunden, vincent und ich haben abwechselnd hinten bei ihm auf dem motorrad gesessen und das seil gehalten, während der andere den roller gelenkt und bergab gebremst hat. acht kilometer weiter war dann ne werkstatt, wo wieder die zündkerze überprüft wurde und der mechaniker ein paar benzinschläuche saubergepustet  hat. Hat umgerechnet 50 cent gekostet und die maschine lief wieder. der liebe helfende inder hat uns dann eingeladen, doch mit zu ihm nach hause zu kommen und dort zu pennen, da es doch schon recht spät war. wir haben natürlich ja gesagt, da es deutlich bequemer schien, als im dunkeln erst nen gasthaus und dann noch was zu essen zu suchen.
bei japinder angekommen, gab es dann auch nen leckeres abendbrot und wir konnten auf zwei netten betten in seinem innenhof schlafen. mücken gabs nicht, aber die großmutti is ab 5 uhr rumgelaufen und hat vincent sogar ne dickere decke gebracht und ihn zugedeckt.
um halb 7 stand der rest der familie auch auf, wir konnten uns das dorf bei tageslicht ansehn und ein bisschen toast zum frühstück einnehmen. ich hab dann die einladung „to take a bath“ nicht abgelehnt und hab mich mitten im hof an nem großen kübel mit hilfe eines kleineren eimers gewaschen, während die ganze familie zugekuckt hat. privatsphäre gibts halt nicht!
wir haben uns dann wieder auf den weg gemacht den großen stausee zu umrunden. nächster halt war ein alter aus dem felsen gehauener hindu tempel, der für ausländer allerdings 100 rupien, für inder nur 5 rupien eintritt gekostet hat. aus protest haben wir uns das ganze dann nur von außen angekuckt und eher den blick auf die schneebedeckten gipfel des himalya im hintergrund  genossen. der rest der rückfahrt war unspektakulär, meistens waren wir auf größeren straßen unterwegs, wo es immer spannend war, wenn wir bergauf einen langsamen bus überholt haben und dafür den richtigen gang am roller finden mussten, was manchmal eher zum stillstand führte…
nachmittags waren wir wieder zuhause und ich hatte mir nen miesen sonnenbrand geholt, weil es grade am sonntag doch wieder recht heiß war und keine wolken am himmel waren.
die woche war dann ganz angenehm, da wir ja den roller benutzen konnten. damit lassen sich doch viele dinge schneller und einfach erledingen, als wenn man auf unsere unzuverlässigen helfer angewiesen ist.

inzwischen stellen wir hier glaube ich hitzerekorde auf. drei tage lang schon über 45 °C!! das macht überhaupt keinen spaß! bis 40° ist es ok, aber dann wirds unangenehm, weil man selbst mit ventilator am schwitzen is wie ein junger iltis. das soll diese woche auch so heiß bleiben, ich glaube ich fahr irgendwo in die stadt und setz mich in den klimatisierten mc donalds oder so… naja, es hilft nur trinken trinken trinken. die sikh-leute sind wie verrückt an jeder größeren straße am start und verteilen kalte getränke für lau. die sind aber meistens mit sirup oder sowas gesüßt, dass man das kaum trinken kann, so süß is das. immerhin isses kalt. und durchfall hab ich von den alten metallbechern auch noch nich gekriegt…
das wars soweit! grüße ins heimatland! gute nacht!
ich gelobe zügigere berichterstattung.

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