Live Blog

November 3, 2010 by

die beiden indien-blogger laden zum live-blog!

diesen sonntag (07.11.2010) werden ab 14 uhr bilder gezeigt, geschichten erzählt und kamele geritten.
in der „alten ricklinger bierquelle“ in der beekestr. in hannover-ricklingen können alle blog-leser und lesemuffel einen chai trinken und den lichtbildvortrag genießen.

bis dann!
jochen

Und Schluss

Oktober 30, 2010 by

die reise endet, wie sie begonnen hat.
den letzten eintrag im blog poste ich vom flughafen in moskau. doch zwei unterschiede gibts: ich bin diesmal im neuen terminal, das nen bisschen schicker is und ich hab den durchfall nicht erst drei tage nach dem flug gekriegt, sondern irgendwo über afghanistan oder usbekistan. also kann ich die rubel, die mein papa mir gegeben hat, gar nicht in ein schönes russisches frühstück investieren, sondern renne öfter auf den lokus oder leide ein bisschen unter magenkrämpfen. dankeschön, liebes indien, für dieses wunderbare abschiedsgeschenk!
die meditiererei in den letzten zwei wochen war ne ganz interessante sache. die ersten dreieinhalb tage haben wir unsere atmung beobachtet und danachversucht sinneseindrüke am ganzen körper einzufangen. dadurch konzentriert man sich ziemlich doll und lernt die welt zu sehen, wie sie ist und nicht, wie man sie gerne hätte. aber zehn tage nicht reden, keinen ankucken (nur den lehrer am abend, wenn man fragen hatte) waren schon ganz schön anstrengend. vor allem das sitzen auf sonem komischen kissen für 11 stunden am tag hat ganz schön geschlaucht.
nach dem meditieren bin ich noch einmal 30 stunden quer durchs land gefahren um meinen laptop und nen paar andere sachen bei meiner gastfamilie in chandigarh abzuholen, da ist aber nichts spektakuläres mehr passiert. bloß die üblichen dinge, die man auf einer bahnfahrt in der sleeper class in indien erlebt: es wird heißer tee im gang verkauft, der auf einem offenen feuer kocht; prostituierte zeigen jungen männern ungefragt sehr intime körperregionen und wollen danach „bakschisch“, wenn sie nix kriegen, steigen sie den männern auf den schoß, so dass die ganz peinlich reagieren und der situation so schnell wie möglich entkommen möchten, ich konnte durch geschicktes wegkucken dem prozedere entgehen, außerdem waren kinder in meinem abteil (wobei ich nich weiß, ob die das gestört hätte (nich die kinder!)…); halbnackte männer mit einem riesen buckel kriechen durch den gang und schruben mit nem kleinen lappen oder der bloßen hand den dreck weg, die wollen natürlich auch nen paar münzen haben; 30 gepäckstücke pro familie werden über den schlafenden opa hinweg durch das notausstiegs-fenster auf den bahnsteig gereicht; und so weiter und so fort.

jetzt fehlen natürlich noch jede menge bilder von meiner reise durch indien. mache mich nächste woche ans sortieren und lade dann eine auswahl hier hoch. zwei, drei videos habe ich auch noch, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

in ner halben stunde wird geboarded und in vier stunden bin ich schon wieder auf deutschem boden!
bis sehr bald,
freue mich, euch alle wiederzusehen!

Im Herzen Indiens

Oktober 15, 2010 by

die letzte woche hatten freddie und ich unser lager in jagdalpur (im bundesstaat chhattisgarh) aufgeschlagen. weg von allen grossen staedten mit doofen tempeln und so weiter. die reise dorthin war recht beschwerlich: 20 stunden zugfahrt von mumbai bis raipur (die hauptstadt dieses neuen staats), zwei naechte dort in einem unglaublich schaebigen hotel (weil freddie unbedingt im zug mittag essen musste und dann einen tag ans klo gefesselt war. intelligente menschen wie ich schlafen einfach die ganze zeit, dann kommt man nich auf solche dummen ideen!) und nochmal acht stunden im bus.
dafuer waren die menschen in jagdalpur dann aber sehr freundlich und am zweiten tag haben wir auch ein schoenes hotel gefunden.
grade zu unserer ankunft begannen die festivitaeten zu ehren irgendeiner hindugoettin, die auf einem tiger reitet. durga heisst die gute und das fest dussehra. hat irgendwas damit zu tun, das krishna oder shiva irgendwen geheiratet hat. oder nee, die guten goetter haben den kampf gegen die boesen gewonnen. is auch egal, das fest hat im sueden indiens auch ne andere bedeutung als im norden. irgendwie is auch noch son schwarzer gott beteiligt gewesen, der nen bisschen wie ne figur aus southpark aussieht, weil der so grosse augen und nen runden kopp hat. (um gottes willen, hoffentlich liest diesen blog kein hindu!)
auf jeden fall war die ganze stadt mit bunten lichterketten behaengt und allabendlich wurde ein riesengrosser karren aus holz mit einem bild der gottheit durch die strassen gezogen. von ueber 300 maennern! der karren war wunderhuebsch mit elektrischen lichterketten, luftballons und vier leuchtstoffroehren illuminiert.

am sonntag haben wir uns im ein dorf namens pamela aufgemacht, um einen bastar-haat zu besuchen. haats sind maerkte der lokalen eingeborenen staemme die hier leben und bastar heisst die ganze region/die gesamtheit der staemme.
auf dem markt hatte man die wahl zwischen den schoensten bullen des ganzen bundesstaats, diversen gemuesen und einigem plastik-kram. auch ein modisches hemd mit glitzer-aufdruck wurde angepriesen. ameisen, krabbelnd severiert auf einem blatt, sind wohl eine fiktion des lonely planet guidebooks. aber andere sachen gab es serviert aus einem grossen blatt: was milchiges mit nen bisschen alkohol, und was klareres mit mehr alkohol (fermentierte blueten sind das glaube ich). von was ich den durchfall am naechsten tag hatte, kann ich allerdings nicht sagen.
hauptattraktion war aber sicherlich der hahnenkampf! mehrere maenner und einige halbstarke hatten ihren kampfhahn unter dem arm mit auf den markt gebracht, um ihn gegen nachbars schreihals triumphieren zu sehen.
vor dem eigentlichen kampf in der eingezaeunten arena, wurden kleinere testkaempfe durchgefuehrt: zwei maenner liessen ihre haehne herunter und hielten sie nur am schwanzende oder an der schnur, die um einen fuss gebunden war fest, sofort plusterten sich die haehne auf und begannen sich zu bepicken. das ganze dient wohl der findung eines ebenbuertigen gegeners, aber so genau kann ich das nich sagen. niemand auf dem ganzen markt sprach ein wort englisch und der rikschafahrer war froh, dass er uns zum richtigen dorf gebracht hatte.
vor dem hauptkampf in der arena, hat der hahn-organisator (ein junger kraeftiger mann) tickets fuer den VIP bereich verkauft von wo aus man besonders gut sehen konnte. eine leine trennte diesen bereich von der arena und wer die leine zu weit nach vorne drueckte, bekam die weidenrute des hahn-organisators zu spueren! der typ hat wirklich mit soner langen rute, auf die VIP-menge gepruegelt, damit die zurueckgehen. hat super funktioniert!
die kampfhaehne wurden mit sporen an je einem bein ausgestattet, damit sie ihren opponenten besser bekaempfen koennen und dann von ihren besitzern in die arena getragen. im abstand von ca. 2 metern wurden beide auf den boden gestzt und stuermten aufeinander los. dabei gab es dann einmal kurz ein hahnen-knaeuel, dann haben die besitzer die haehne wieder getrennt und es ging von vorne los.
irgendwie konnte man da auch wetten, jede menge leute hatten geldscheine in der hand, aber ich hab das nicht verstanden. ausserdem konnte freddie den armen tieren auch nicht zusehen, sodass meine zeit beobachtungen zu machen sehr begrenzt war.
als wir an die arena herangetreten waren (etwas verspaetet, weil wir an der „blaetter-bar“ aufgehalten wurden) konnten wir sehen, was mit einem ungluecklichen verlierer-hahn passiert: der hahnen-aufseher, packte ihn an seinen beinen, schleuderte ihn auf den boden und trat einige male mit seinem fuss darauf. (das war der moment, in dem freddie gegangen ist)
ob das jedem verlierer-hahn passiert weiss ich nicht, der kampf, den ich gesehn habe verlief auf jeden fall ohne blutspritzen oder abgerissene fluegel/beine/etc.
tierquaelerei auf indisch.

weiteres highlight in der bastar-region sind wasserfaelle im dschungel.
an einem tag haben wir gleich zwei auf einmal gesehn. der erste war eher in so mehreren kaskaden und man konnte zwischendurch reinklettern, sich duschen, ein bad nehmen, von klippen springen oder hinter einem waserfall durchgehen.
der zweite, der chitrakote wasserfall, war eher breit und fiel an einem stueck runter. er ist der groesste asiens, glaube ich, und hat zwei drittel der groesse der niagara falls. sehr beeindruckend!
auch interessant war, dass es nirgends nen absperrgitter oder andere sicherungsmassnahmen gab. so konnte man schoen an die kante gehn und das wasser runterfallen sehen. nagut, nen schild gabs.
am letzten tag haben wir dann noch ein bisschen metal artwork gekauft. komische spindelduerre maennchen und tiere aus metall, die die eingeborenen basteln. sieht nen bisschen afrikanisch aus…

weil es soviel spass macht bin ich dann wieder ganz viel mit dem zug gefahren und jetz in varanasi. an diesem heiligsten ort der hindus werden sehr viele leichen verbrannt und dem ganges uebergeben. viele hindus kommen auch zum sterben hierher. klingeling und prozessionen in der ganzen stadt heisst das hauptsaechlich.
habe das ganze nur in der dunkelheit betrachten koennen, weil mein zug natuerlich zu spaet hier ankam, und mich in den engen gassen der altstadt verlaufen. ein riesen-gewirr ohne grade strassen oder hauptachsen! nach 3 minuten wusste ich nicht mehr wo ich war, oder wohin ich musste.
morgen in aller hergottesfruehe gehts dann auch schon weiter nach bodhgaya. dort wo buddha unter einem baum seine erleuchtung fand, werde ich an einem zehntaegigen medidationskurs teilnehmen. waehrend der zeit herrscht kommunikationsverbot, also hoert ihr erst wieder von mir, wenn ich meinen laptop in chandigarh abhole oder wenn ich zurueck in deutschland bin. wer mehr ueber das meditieren wissen moechte, kann hier nachkucken: http://www.dhamma.org

ich verabschiede mich bis auf weiteres!
euer jochen

bilder

Oktober 6, 2010 by

 

 

bombay am abend

 

während einer in den dschungel reist, ist der andere schon wieder zu hause und mittlerweile auch einigermaßen ausgeschlafen.

da das sortieren von ca. 2000 bildern ne weile dauern wird, habe ich erstmal kurz ein paar appetithäppchen in den verschiedenen blogartikeln verteilt. manch einer liest ja nicht gerne so viele worte hintereinander.

demnächst dann mehr
volker

Mehr Mumbai

Oktober 5, 2010 by

von wegen fischmarkt morgens um 6! geschlafen hat der herr! naja ich war natuerlich auch keine grosse hilfe dabei. morgens schlafe ich halt immer am besten.
auf jeden fall bin ich jetzt wieder „alleine“ in indien, das heisst: es gibt endlich wieder weniger artikel im blog!
gestern mittag is freddie hier angekommen. diese neuseelaenderin mit dem lustigen akzent (sie wuerde sich selbst „fiddie“ nennen) hat nen praktikum in der selben organisation wie ich gemacht und ist jetzt auch am reisen.
gestern abend haben wir einen auf ganz dekadent gemacht und uns schoen nen cocktail auf der dachterasse des intercontinental hotels direkt an der bucht gegoennt. war zwar viel zu teuer, aber erst die sonne beim untergehen zu beobachten und dann die lichter der stadt ueber dem wasser blinken zu sehen, hatte schon was.
heute waren wir nen bisschen im norden der stadt unterwegs, haben nen riesen waschplatz gesehn, wo mumbais gesamte waesche gewaschen wird und sind mit der s-bahn zurueckgefahren. das war erstmal kein problem, allerdings sind wir an der endstation, wo die bahn nach kurzem aufenthalt dann wieder in die andere richtung startet, kaum aus dem zug gekommen: unmengen an menschen sind schon waehrend der einfahrt auf den zug aufgesprungen und haben sich auf die sitzplaetze gestuerzt. als der zug dann hielt, habe ich mich einfach gegen den sturm durchgeboxt, aber freddie wurde zurueckgedraengt. zum glueck waren es nicht ganz so viele leute, sodass sie dann nach dem ansturm aussteigen konnte. draussen stroemten dann auch riesige menschenmassen auf den bahnhof zu, die ja dann auch alle in nen zug wollen. irgendwo hab ich gehoert, dass manch ein fahrgast zur rushhour den boden des waggons waehrend der gesamten fahrt nicht einmal beruehrt.
seit wir zurueck in der innenstadt sind, schlagen wir eigentlich nur noch die zeit tot. unser zug faehrt um 4 uhr morgens, weil er aus irgendwelchen gruenden7,5 std verspaetung hat. nach schlanken 20 stunden sleeper class kommen wir dann in raipur an, wo wir am naechsten morgen nen bus (sieben stunden) nach jagdalpur nehmen werden. das ist im bundesstaat chhattisgarh und dort gibts die indischen ureinwohner (adivasi oder so) die da im dschungel wohnen.
wir beide haben naemlich die schnauze voll von tempeln und indischen staedten (mumbai ist ne ausnahme, hier isses echt nett!) und wollen in die natur. also stehen wasserfaelle und  urwalddoerfer auf dem programm fuer die naechste woche. ich will auch nen paar rupien bei nem ordentlichen hahnenkampf verzocken und vielleicht probiere ich gegrillte ameisen.
wahrscheinlich gibts da auch internet, aber vielleicht bin ich auch soviel aufm dorf, dass ihr ne woche bis 10 tage nix von mir hoert.
tipps zur rupienmaximierung im hahnenkampf nehme ich gerne per sms entgegen: meine deutsche nummer funktioniert wieder!

mumbai

Oktober 3, 2010 by

gateway to india

kurz vor dem abflug, morgen nachmittag gehts erst nach delhi und dann ueber moskau nach hause.

bombay ist viel besser, harmloser als erwartet, eine total symphatische, relativ saubere, grosse stadt. wir haben bisher allerdings nur das wochenende erlebt, da wird nicht gearbeitet (in den bueros) und deshalb ist weniger verkehr. wir sind heute sogar mit der sonst proppenvollen s-bahn gefahren. ausserdem haben wir den groessten slum asiens, dharavi, durchstreift und eine fahrt ueber den sea-link, ein stueck autobahn ueber dem meer (weil an land kein platz ist) genossen. alles voellig unproblematisch.

kinder in dharavi

wenn ich morgen frueh genug aufstehe, sehe ich mir noch das treiben auf dem fischmarkt an, wegen der naehe zu militaerischen einrichtungen ist fotografieren da strengstens verboten, aber wir werden sehen.

das naechste mal wieder aus hannover
volker

ahmedabad

Oktober 1, 2010 by

management institut der universität von louis kahn

nur was fuer architekten!
5 millionen einwohner, viel verkehr, nichts sehenswertes altes, aber halt vier bauten von le corbusier und einer von louis kahn.

wir sind heute morgen um 5 angekommen, haben gefruehstueckt, ne karte fuer den zug nach mumbai gekauft und sind um halb neun mit ner rikscha zur architektour aufgebrochen: erst das management institut der universitaet von kahn, dann die mill owners assoziation und das stadtmuseum von lc. eine der beiden privatvillen, die corbu hier gebaut hat, soll zu weit draussen liegen, sagte der rikschafahrer (???), von der anderen habe ich keine adresse gefunden, leider.

mill owners association, le corbusier

heute abend um 10 gehts weiter nach mumbai.

ahh, stop: eine ganz wichtige, positive anmerkung zu ahmedabad: hier gibts fast keine heiligen kuehe in der stadt!!! das macht sich sofort angenehm bemerkbar. ich habe noch nicht in erfahrung bringen koennen, wie die gujaratis das hinkriegen, der rikschafahrer hat nur gelacht, als ich gefragt habe.

gruesse ins kalte deutschland
volker

kutch

Oktober 1, 2010 by

sommerpalast des maharadscha von kutch

von wegen indernet is ueberall!

wir waren ein paar tage abseits der grossen touristenstroeme, „off the beaten track“ wie wir weitgereisten zu sagen pflegen, und schon wars sense mit dem indernet.

schon die fahrt hatte es in sich: statt der geplanten 11 + 5, also so ca. 16 stunden, waren es letztendlich 12 + 11, also 23 stunden busfahrt von jaisalmer nach bhuj. die erste strecke im sleeperbus (unten wird gesessen, dadrueber gibt es liegeabteile) war ganz angenehm. ueber nacht ist es nicht so heiss, die fenster kann man aufschieben und 1,85 m lang waren die liegeflaechen auch. jochen schlaeft eigentlich immer und ueberall, wenn es gerade nichts interessantes zu sehen gibt. nach 1 stunde umsteigepause morgens um 4 in ahmedabad ging es mit einem normalen (sitz-)bus weiter, aber die strasse war hundsmiserabel, ausserdem fast auf der ganzen laenge baustelle, 2 megastaus nur mit lkw’s an der bruecke ueber den little rann of kutch (versalzter meeresarm) und eine aus unerfindlichen gruenden stundenlang geschlossene schranke an der einzigen bahnstrecke richtung kutch. deshalb wurden dann aus 5 glatt 11 stunden fahrt. ab 9 uhr vormittags hab ich im delirium von frischem kaffee in einem kuehlen hotelzimmer phantasiert …

kutch (gesprochen: katsch) ist eigentlich eine insel im bundesstaat gujarat, an der grenze zu pakistan. aber nur zu monsunzeiten sind der kleine und grosse rann durch wasser ueberflutet, die meiste zeit des jahres liegen sie als trockene salzwueste da, die von einheimischen mit jeeps befahren oder tieren beritten werden kann. dadurch hat die ganze gegend eine gewisse sonderstellung und es haben sich etliche eigenheiten der hier lebenden staemme erhalten. der hauptort bhuj (gesprochen: budsch) ist auf den ersten blick nicht besonders einladend, es fehlen die ueblichen touristenattraktionen und -annehmlichkeiten, als standort fuer eigene expeditionen in die umgebung aber bestens geeignet. ausserdem gibt es einen voellig aus dem rahmen fallenden maharadschatempel und etliche nach einem erdbeben 2001 noch nicht wieder aufgebaute ruinen.

von hier aus waren wir mit einem leihmotorrad (jochen als fahrer) im sueden in der alten seefahrerstadt mandavi, im sommerpalast des oertlichen maharadschahs am meer und zum mittagessen in einem noblen zeltcamp (zelte mit air condition und bad) direkt am indischen ozean. alles so wie man sich das vorstellt: im schatten untern strohdach sitzen, den blick ueber palmen, weissen sandstrand und liegestuehle schweifen lassen, bedient von aufmerksamen, zurueckhaltenden kellnern in laessigen hemden. allerdings gibt es in ganz gujarat keinen alkohol! also: ohne cocktail in der hand

am indischen ozean

zurueck hat jochen noch einen kleinen abstecher in ein paar andere orte gemacht, ich habe den bus genommen. motorradfahren ist was fuer den fahrer! aber wenn man auf so ner alten hero-honda hinten drauf sitzt, sich krampfhaft festhaelt, weil, erstens jochen einen hang zum etwas-zu-schnell-fahren hat, was einen zweitens bei jeder bodenwelle (und davon gibt es reichlich) fast zum abheben bringt, was man wiederum drittens nur schwer verhindern kann, weil nur der linke fuss auf einer raste ruht, der rechte aber mangels dieser vorrichtung irgendwo auf dem auspuff platziert werden muss, wo er entweder abrutscht, tierisch heiss wird oder in die speichen geraet! ihr koennt mein vergnuegen an dieser motorradtour vielleicht nachempfinden.

am naechsten tag haben wir dann eine kulturelle ethnotour mit rikscha und fuehrer in den norden gemacht, mit nomaden gesprochen, verschiedene kunsthandwerker zu hause besucht und einen guru in seinem kloster getroffen, der 12 jahre lang auf dem kopf stehend verbracht hat, bevor ihm irgendwer der vielen indischen goetter gesagt hat: jetzt ist aber genug gebuesst, baba! die inder glauben einfach jeden scheiss!! hinten auf seinem kloster hatte der guru eine ca. 2 m grosse sattellitenschuessel!!!

ein paar nomaden

gestern haben wir einen ruhigen tag in bhuj abgehangen und sind letzte nacht mit dem zug, sleeper class, nach ahmedabad gefahren.

keine wesentlichen aenderungen bei tieren. in einem fluss noerdlich von bhuj soll es krokodile geben, die waren aber gerade untergetaucht, als wir vorbeigetuckert sind.

gruesse
volker

wueste wueste

September 25, 2010 by

in der wüste

jetzt sitzen mein vater und ich nebeneinander und teilen auf, wer ueber was in unserem blog schreibt… schon nen bisschen komisch.
in den letzten 10 tage bin ich schlagartig von „fast-inder“ zum touristen geworden. mit phillipp und huetti (daniel) (kommilitonen aus kiel) haben wir uns in delhi nen auto samt fahrer gemietet, der uns ueberall hingefahren hat. war zwar viel zu teuer, aber sonst haetten wir in der kurzen zeit (13 tage) die huetti und phillipp hier sind, auch nicht so  viel geschafft. mit bus und bahn geht halt immer viel schief und man haengt irgendwo fest. das einzig negative war ne erkaeltung von der klimaanlage im auto…
ueber agra (taj mahal: ohne viele touristen im morgenlicht um 6); koladeo vogel-nationalpark (mit dem fahrrad duch den schlamm schieben); jaipur (gar nich so schlimm wie alle sagen); pushkar (voellig dreckiger see, in dem die hindus baden) und jodhpur (viele blaue haeuser unter einem fort) haben wir uns bis nach jaisalmer vorgearbeitet und sind auf kamelen drei tage durch dei wueste geritten.
das war ne schoene schaukelei, an die man sich aber nach einem tag mehr oder weniger gewoehnt hatte. war nur nicht so recht bequem auf dem sattel, weil man undglaublich breitbeinig sass. dafuer haben wir alle huebsche turbaene aufgehabt, die wir sogar selber binden konnten!
der tagesablauf in der wueste ist sehr von der mittagshitze gepraegt: morgens wird so bis 11 halb 12 geritten, dann kochen die kameltreiber nen desert-lunch (teigfladen (chapatti) mit soner art gurke). war nich so mein fall, aber der hunger triebs rein. dann wird unterm baum rumgelegen und gepennt bis es um 3 oder halb 4 wieder auf die kamele geht. bis 6 nochmal nen bisschen schaukeln, dann wird auf ner duene angehalten, die camel men kochen dinner (chapatti, reis und kartoffeln oder andersausgedrueckt: beilage an beilage mit beilage). immerhin keine wuestengurke!
ein schoenes bettchen wird dann in der sandduene bereitet wo alle nebeneinander auf ner alten matratze unter ner kameldecke im mondschein einschlummern.
die kamele waren recht freundlicher natur, bis auf meins, das ich guenther genannt habe. guenther musste den ersten tag angeleint hinter dem fuehrungskamel lalu herlaufen, weil es bei der letzten safari nen bisschen durchgedreht ist und fast bis pakistan gelaufen ist. am zweiten tag konnte ich die kameltreiber (die die meiste zeit zu fuss hinter den kamelen hergelaufen sind) davon ueberzeugen, dass ich mal probieren mochte den guenther alleine zu reiten. hat sehr gut geklappt! mein kamel war das einzige, dass auch in einen trab oder galopp verfallen ist, wenn man die zuegel geschwungen hat. die anderen kamele sind einfach immer nur doof dem hintern vom vorderkamel hinterhergelaufen. guenther war aber nicht nur das lebendigste kamel von allen er konnte auch die tollsten geraeusche machen: beim aufstehen, nachdem ich auf seinen ruecken gekettert war hat er immer nen bisschen rumgeschrieen, einmal klang es aber wie anakin skywalkers podracer aus star wars episode 1. BRRRRR BLBLBLBLBLBLBLLLL! ausserdem hat guenther den einen kameltreiber angekotzt.
wir habe auch gelernt, dass wueste nicht immer gleich wueste ist. unsere wueste war aufgrund des ausgiebigen monsuns dieses jahr sehr gruen, es gab sogar einige wasserloecher. sonst wuerde ich die gegend durch die wir geritten sind, auch eher als dornbuschsavanne bezeichnen, (erdkunde-lk laesst gruessen). kamele lieben es uebrigens sehr dicht an struppigen oder dornigen gebueschen voberizugehen um sich ein bisschen zu schubbern, sehr zur freude des barfuessigen reiters…
seid auf fotos gespannt (phillipp mit turban sieht aus wieein weisser scheich!). vielleicht schaffe ich es naechste woche mal welche hochzuladen.
ich verabschiede mich! der bus in richtung bhuj faehrt bald. dann kann ich euch von der salzwueste und einsamen stammesdoerfern berichten, die ich dann mit meinem vadder hoffentlich per motorrad erkundet habe.

vadder in angemessener kleidung

jaisalmer

September 25, 2010 by

jain-tempel in jaisalmer

hallo,

wir warten gerade auf den bus, da war mal wieder die gelegenheit zum schreiben. wir, das sind nach einer woche zu viert und ein paar tagen zu sechst jetzt noch jochen und ich. ich hatte in jodhpur jochen, daniel und phillipp getroffen, dann waren wir gemeinsam nach jaisalmer gefahren, wo bereits sebastian (hat mit jochen zusammengearbeitet) und simone (ne freundin von sebastian, die ueber russland, die mongolei und china nach indien gekommen ist) eine kameltour fuer uns sechs gebucht hatten. nach einmal kurz schlafen gings dann los in die wueste.

das wird ein anderer bericht, soviel zeit ist jetzt nicht.

nach 3 tagen auf dem kamel sind simone und sebastian gleich mit nem nachtzug weitergefahren nach jodhpur, heute morgen sind daniel und phillipp aufgebrochen ueber mandawa zurueck nach delhi und jochen und ich wollten eigentlich mit dem bus entlang der pakistanischen grenze nach bhuj im sueden, aber der bus hatte nen unfall und faehrt heute nicht. erst dachten wir, das ist ne masche von unserem hotelbetreiber uns einen tag laenger in seiner bude zu halten, man kann sich nie sicher sein, aber der mensch am schalter der privaten busagentur hat die version so bestaetigt. da wir nicht noch einen tag warten wollen, fahren wir jetzt etwas spaeter, aber immerhin noch heute, nach ahmedabad und von da nach 11 stunden im sleeper-bus hoechstwahrscheinlich gleich weiter noch mal 5 stunden nach bhuj.

da solls ganz schoen sein, vor allen dingen nicht ueberlaufen von touristen. wir werden berichten, indernet gibts ueberall.

hier isses auch huebsch! nach pink city (jaipur), blue city (jodhpur) ist dies die golden city, weil hier alles aus gelbem sandstein gebaut ist, der in der sonne golden glaenzt. das pink war ziemlich abgewetzt und sah eher schaebig aus. das hellblau war ganz schoen, aber nicht einheitlich und durchgehend. das gold hier ist einfach ueberall, es gibt keine andersfarbigen gebaeude, keinen putz, der in irgendeiner farbe gestrichen ist und ueber allem thront die alte festung, natuerlich auch golden!

phillipp, daniel, jochen

zum schluss die statistik:
– tiger und kakerlaken: immer noch 0
– elefanten: unveraendert (denen ist die wueste zu heiss)
– kobras: gluecklicherweise immer noch nur 1
– kamele: viel mehr, davon mit manchen jetzt sogar persoenlich bekannt
– kuehe und hunde: sollte man alle umbringen!! die einen wegen des drecks, die anderen wegen des laerms den sie nachts machen

gut gelaunte gruesse
oder wie der kameltreiber sagt:
„no chapati, no chai,
no women, no cry“

volker